Mindfulness based Business Excellence (MBBE) – Erfolg durch engagierte Gelassenheit
Mein Auto, mein Haus, meine Auszeichnungen, mein Burn Out, mein Outplacement.
Die Karriereleiter von Managern, die der Zentrifugalkraft der Unternehmensentwicklung nicht mehr standhalten. Manager, die am Ende den Sinn in dem Motto immer höher, immer weiter und immer mehr Zeitdruck nicht mehr sehen. Auch weil sie in zunehmenden Maße mit einer Generation von Mitarbeitern konfrontiert werden, denen Life Balance und Freude bei der Arbeit zunehmend wichtiger sind als monetäres Wachstum. Das gibt ganz schön Sand im Getriebe von Aktionismus, Beschleunigungsdynamik und die Bemühungslogik, denen viele Manager folgen. Stillstand ist Rückschritt, Mühe wird belohnt, nur wer sich ambitionierte Ziele setzt kann nachhaltig erfolgreich sein.
Nun gebe ich zu, dass dies genau meine Welt als Managementberater ist. Als Rating Advisor und Controlling-Experte weise ich Unternehmen auf die wichtigen Kennzahlen hin. Als TQM-Assessor und Risikomanager helfe ich Verbesserungspotentiale zu erarbeiten, um noch mehr Verbindlichkeit und Dringlichkeit aufzuzeigen. Nun meist will das der Auftraggeber so, also macht man dies. Schließlich ist der Kunde König.
Immer häufiger treffe ich aber auf das Phänomen, dass in den Unternehmen Freude und Innovationskraft verloren gehen. Freude bei Mitarbeitern, bei Führungskräften und bei Unternehmern selbst. Die Geschäftsprozesse kosten den Akteuren mehr und mehr Kraft. Oftmals fehlt die Sinnvermittlung. Man weiß gar nicht mehr durch wen und warum das Hamsterrad eingeschaltet wurde, man läuft einfach mit, damit man nicht herausfällt. Das geschaffene Sinnvakuum lässt kaum Luft zum Atmen.
Als Berater verkaufe ich Instrumente zur Messung von Mitarbeiter-Zufriedenheit. Meist reicht aber ein 30 minütiger Rundgang durch das Unternehmen, um zu erkennen wo das Unternehmen kulturell steht. Einzige Expertisen sind die Fähigkeiten zu Achtsamkeit und Empathie. Die Kultur erkennt man nicht in den Leitsätzen des Unternehmens oder den Zertifikaten an der Wand. Man sieht und spürt es, wenn man wahrnimmt wie sich die Mitarbeiter fühlen und wie sie zwischenmenschlich und hierarchieübergreifend miteinander umgehen.
Dem Prinzip „immer mehr und immer schneller“ stehen immer häufiger eine zunehmende Anzahl innerer Kündigungen und Burn Outs gegenüber. Am Ende fliegen nicht einzelne Mitarbeiter durch die Zentrifugalkraft des Hamsterrades heraus, sondern das gesamte Unternehmen.
Sollte ich nun alles vergessen, was ich über Rating, Controlling, Managementsysteme oder Unternehmensführung gelernt habe? Nein sicher nicht. Aber es gibt eine nächste Stufe der Erkenntnis. Eine höhere Bewusstseinsebene in der Unternehmensführung, die diese Erkenntnisse zu nutzen weiß.
Gemeint ist genau jenes Bewusstsein, das die Menschlichkeit in das Zentrum von Unternehmensführung stellt. Unternehmen bleiben auch zukünftig den wirtschaftlichen Erfolgen verpflichtet. Auch Qualitätsansprüche werden durch den Kunden erwartet werden. Diese Qualität wird sich auch in Zukunft in den Geschäftsprozessen darstellen. Und diese werden auch in Zukunft trotz digitaler Transformationen durch Menschen gestaltet. Ändern wird sich aber, wie die Menschen dies tun wollen. Die Leistungsfähigkeit wird davon abhängen, wie sie geschult sind. Wie sie gemeinsam lernen. Wie sie Sinn sehen in dem was sie tun und wie sie ihre persönlichen individuellen Fähigkeiten authentisch in den Prozess der Veränderung einbringen können.
Dogmen wie die Notwendigkeit permanenten Wachstums, alles messen, regeln und für alles Ziele setzen zu müssen, gehören auf den Prüfstand. Das sage ich als Controlling und TQM-Experte, der auch heute diese Dogmen noch bedient.
Wenn ich zurückblicke stelle ich für mich etwas Sonderliches fest. An die von mir gestalteten Veränderungen und Innovationen, die ich als die erfolgreichsten einschätze, habe ich keinerlei Bemühungserinnerung. Aus diesem Grunde pflege ich seit einigen Jahren eine aktive und engagierte Gelassenheit durch Achtsamkeit, Aufmerksamkeit und sinnliches und sinnvolles Gegenwärtigen. Das Paradoxe: die Ergebnisse werden eher besser und schneller erreicht, aber mit mehr Freude und weniger Mühe. Heute weiß ich, es ist gar kein Paradoxon. Es ist nur eine andere Bemühungslogik. Die Logik der Unternehmensführung im 21. Jahrhundert. Die alte hat ausgedient. Wir können die Probleme der heutigen Zeit nicht mit dem Denken lösen, mit dem wir sie geschaffen haben. Das ist aber was heute oftmals geschieht. In Unternehmen, in denen Mitarbeiter unter Druck leiden, wird Druck erhöht. In Unternehmen, in denen Mitarbeiter an mangelnder Wertschätzung leiden, wird weiter Wertschätzung entzogen. Und fällt jemand durch Burn Out aus, wird er entlassen anstatt sich den Ursachen anzunehmen.
Während die Kompetenzen im Bereich Führung, Managementsysteme und Controlling Pflichtübungen für uns sind, stellt die Einbeziehung der neuen Bemühungslogik in die Business Excellence Modelle die Kür dar.
Ziele heißen nun Absichten, Kultur schlägt Struktur, Sinnvermittlung schlägt Vorgaben, Authentizität schlägt Identifikation, Freiraum zur Potentialentfaltung schlägt standardisierte Personalentwicklung, intrinsische Motivation schlägt extrinsische Anreize, aufgabenorientierte Netzwerke schlagen machtorientierte Hierarchien, achtsame Zusammenarbeit im Hier und Jetzt schlägt hektisches Aneinanderreihen von Meetings ….
Das Mindfulness based Business Excellence Model (MBBE) wurde auf Basis des Business Excellence Modells der European Foundation for Quality Management (EFQM) entwickelt. Das EFQM Modell ist stärker auf Geschäftsprozesse ausgerichtet als das MBBE-Modell. Beim MBBE-Modell steht der Mensch im Mittelpunkt. Mit seinem Wissen, seinen Kompetenzen und seinen Gefühlen. Natürlich fließen Erkenntnisse der Achtsamkeitsforschung hier hinein, auch Erkenntnisse der Mindfulness Based Stress Reduction (MBSR) nach Jon Kabat-Zinn.
Unternehmen müssen feststellen, dass der hohe Anteil von inneren Kündigungen oder Burn Out Symptomen nicht mehr mit den „Mensch im Mittelpunkt“-Parolen in ihren Hochglanzbroschüren zusammen passen. Der größte Erfolgsfaktor der Zukunft in Unternehmen ist Freude bei der Arbeit. Managementmethoden und -systeme werden diesen Faktor zukünftig fokussiert im Auge haben, wenn sie wirksam sein sollen. Ansonsten bleiben die Zertifikate an der Wand nichts weiter als Exculpations- und Alibi-Dokumente.
Heute stelle ich immer häufiger fest, jüngere Menschen wollen zunehmend nicht in das Arbeitsmodell Hamsterrad einsteigen und werden mit schlecht bezahlten Praktikanten- oder Zeitverträgen abgespeist. Viele Ältere wollen das Hamsterrad nach vielen Jahren Strapazen verlassen, da die Kinder aus dem Haus und das Häuschen abbezahlt ist. Deshalb suchen Recruiter nach den 33 bis 45 jährigen, die oft aufgrund wirtschaftlicher Verpflichtungen einfach laufen müssen. Die Plug and Play Mitarbeiter, die möglichst keine Einarbeitung brauchen. Aber sie sind es auch, die die Stressfolgen zunehmend spüren, die merken wie wenig Beruf und Familie zusammenpassen.
Studien haben gezeigt, dass ab dem Alter ab 48 die Arbeitsfähigkeit gut um ein Drittel bis zum Rentenalter sinkt (Work Ability Index nach Ilmarinen). Und jetzt auch noch der demografische Wandel. Wir werden weniger, unsere Gesellschaft altert.
Unternehmensführung im demografischen Wandel heißt ein neues Arbeitsmodell, eine neue Bemühungslogik zu etablieren, die unsere Leistungsfähigkeit nachhaltig sichert. Achtsamkeit, Sinn, Freude und die Rekultivierung von Wertschätzung müssen in modernen Managementmodellen eine zentrale Rolle einnehmen. In Kooperation mit der Initiative Neue Qualität der Arbeit startet ab August 2015 das Förderprogramm UnternehmensWert:Mensch. Es soll insbesondere kleine und mittlere Unternehmen bei der Entwicklung einer zukunftsgerichteten Personalpolitik unterstützen, um auch im demografischen Wandel Fachkräfte zu sichern.