Personalentwicklung für eine Arbeitswelt 4.0

Maßnahmen der Personalentwicklung werden digitaler. Auch die Kompetenzziele durchleben einen Wandel. Personalentwicklung wird zu einem strategischen Prozess zur Gestaltung des demografischen und digitalen Wandel.

Die Dynamik, mit der sich die Arbeitswelt verändert, ist aufgrund des digitalen Wandels so stark wie nie zuvor. Dies hat auch Auswirkungen auf Personalentwickler. Kompetenzprofile von Mitarbeitern sind ebenso betroffen wie die Neuausrichtung von Berufsausbildungen:

„Die Berufsausbildung hat die für die Ausübung einer qualifizierten beruflichen Tätigkeit in einer sich wandelnden Arbeitswelt notwendigen beruflichen Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten (berufliche Handlungsfähigkeit) in einem geordneten Ausbildungsgang zu vermitteln.“ (§1, BBiG)

Die Aufgabe besteht darin, die Mitarbeiter in Ihrer beruflichen Weiterentwicklung zu unterstützen, um sie für die Herausforderungen der neuen Arbeitswelt 4.0 fit zu machen.

Aber Aufgabe der Mitarbeiterentwicklung fällt aber nicht der Personalabteilung alleine zu. Genauso wichtig ist eine Neuverortung der Personalführung, Stichwort Digital Leadership. Aber auch die Mitarbeiter selbst werden zu „Arbeitskraftunternehmer“, die durch lebensbegleitendes Lernen UptoDate bleiben müssen.

Mit zu berücksichtigen ist dabei, dass sich der Wertewandel der Digital Natives und der Generation Y ebenfalls verändert hat: Wertschätzung und die Verbindung von Beruf und Familie nehmen an Bedeutung gegenüber Karrieredenken und Streben nach Geld immer mehr zu.

Neue Werkzeuge zur Personalentwicklung

In der zukünftigen Personalentwicklung ist es erforderlich, Ihren Mitarbeitern neue Möglichkeiten der Wissensvermittlung anbieten zu können. Bildung 4.0 findet virtuell unabhängig von Zeit und Raum statt. Die neuen Formate sind geprägt durch Partizipation und einen Dialog auf Augenhöhe und nennen sich beispielsweise Barcamp, MOOC oder Jam Session. Diesen neuen Werkzeugen müssen sich die Personalentwickler in Zukunft stellen.

 


 

Im Folgenden soll auf einige Themen für eine Personalentwicklung in einer Arbeitswelt 4.0 eingegangen werden.

 

Was sind die Ziele und Herausforderungen für eine nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit im Digitalen Zeitalter?

Nach einer Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP) werden die Themen Demografischer Wandel, Wertewandel und Digitalisierung die Personalwirtschaft in den nächsten Jahren stark beeinflussen. Dies hat auch die Bundesregierung dazu bewogen, das Thema Arbeiten 4.0 weiter voranzutreiben. Ich freue mich als autorisierter Prozessberater im Projekt UnternehmenswertMenschPlus den agilen Prozess der digitalen Transformation mit gestalten zu können. Es gibt keine Blaupausen für den digitalen Wandel. Unternehmen müssen hier ihren ganz individuellen Weg finden. Und dies kann nur mit den Mitarbeitern sozialpartnerschaftlich und gemeinsam gelingen. Der demografische Wandel lässt den Fachkräftemarkt schrumpfen. Der digitale Wandel wird Jobs vernichten, aber nicht die Arbeit. Arbeit allerdings, die neue Jobs generiert, für die es auch neuer Kompetenzen bedarf.

Was ändert sich an den Kompetenzprofilen von Personalentwicklern, Füh-rungskräften und Mitarbeitern?

Der digitale Wandel hat vor allem Auswirkungen auf zukünftige Berufsbilder. Prognosen in der Zukunftsforschung zeigen, dass ein großer Teil der heute eingeschulten Kinder später Berufe ausüben werden, die wir heute noch gar nicht kennen. Andere Berufe drohen auszusterben.

Was sind die neuen Anforderungen an die Mitarbeiterführung im Digitalen Zeitalter?

Digitalisierung hat nicht nur Auswirkungen auf die Arbeit der Personalentwickler. Laut einer Studie der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) unter der Bezeichnung „Wertewelten“ bestätigen mehr als 70% der befragten Führungskräfte, dass sich auch die Personalführung neu definieren muss. Digital Leadership unterstützt die Erneuerung von Rahmenbedingungen, in denen sich Mitarbeiter vernetzen und lernen können.

Welche Berufsbilder sind von der Digitalisierung betroffen? Welche Aufgaben stecken hinter den neuen Berufsbezeichnungen?

Hilfe, ein Algorithmus übernimmt meinen Job! Schon heute könnten laut des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) Computer die Arbeit von 4,4 Millionen Deutschen problemlos ersetzen. Der Digitale Wandel fördert aber auch die Entwicklung neuer Berufsbilder, wie z.B. des Wissens-Ingenieurs, des Feelgood-Managers oder des Agilitäts-Coachs.

Wie kann eine digitale Übertragung von Personalentwicklungsmaßnahmen sinnvoll gestaltet werden?

Personalentwicklungsmaßnahmen erfolgen nach ihrem Bezug zur ausgeführten Tätigkeit, je nachdem, wie das Anstellungsverhältnis des jeweiligen Mitarbeiters ist. Begrifflichkeiten wie Learning on/off/near oder along the job werden geläufiger, doch ist oft nicht klar, welche Bedeutung diese besitzen.

Wie können Personalentwickler und Führungskräfte diese Schulungsformate im eigenen Unternehmen nutzen?

Bildung 4.0 ist vernetzt, erfolgt bedarfsgerecht und unabhängig von Zeit und Raum. Der Trainer wird zum Moderator und Gestalter von Selbstlernprozessen seiner Teilnehmer und Lerngruppen und stellt digitale Inhalte als Lernressourcen zur Verfügung. Somit entstehen völlig neue Schulungsformate und -bedingungen.

Welche Trends sind im Bereich der Lerngestaltung zu erkennen?

Digital Natives lernen anders: über mobile Endgeräte, nach Bedarf und nicht auf Vorrat. „Gamification“ versucht beispielsweise, mit Mechanismen aus der Welt der Spiele Alltagsaufgaben attraktiver zu gestalten.

Welche Erkenntnisse können aus den neuen Formaten für die Personalentwicklung gewonnen werden?

Sind Sie schon einmal zu einer Fuckup-Night eingeladen worden? Keine Sorge, es ist nichts Unanständiges. Der Digitale Wandel erzeugt ganz neue Begriffe und Formate, die einen Wertewandel bei den Generationen Y und Z offenbaren.

Wie ist der momentane Stand im Bereich Social Learning?

Die Halbwertzeit von Wissen verringert sich rasant. Lebensbegleitendes Lernen, Aktualisierung und Organisationalisierung von Informationen und Wissen ist ein Weg, den auch die Personalentwicklung unterstützen kann. Der betriebliche Wissenstransfer und kollaboratives Lernen verlagern sich in Wissens-Communities, Communities of Practice, Social Intranets oder virtuelle Kollaborationsplattformen.

Wohin entwickelt sich die Personalentwicklung?

Im Zeitraum des 6. Kondratieff-Zyklus (2010-2050) ist erstmals keine technische Innovation Treiber von wirtschaftlichem Wachstum, sondern es ist der Mensch, der mit seinen psychosozialen Fähigkeiten im Mittelpunkt der Entwicklung steht. Wer denkt der digitale Wandel erfordere in erster Linie kognitive Intelligenz im Umgang mit Technik sieht nur einen kleinen Teil der Herausforderung. Es sind vielmehr die moralische Intelligenzen und Herzensintelligenz, die die Treiber für eine vernetzten Arbeitswelt 4.0 sind.
Diversity ist eine weitere Herausforderung. Und da möchte ich unsere neuen Freunde, die Cobots (collaborative Robots) nicht ausschließen.

Die Revolution des Digitalen erfordert eine behutsame Evolution des Sozialen.“

Dieser Kernsatz bildet den Ausgangspunkt für das „Grünbuch Arbeiten 4.0“, das Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles am 22. April 2015, in Berlin vorgestellt hat.

Ich hoffe ich konnte mit meinen Ausführungen einen Einblick geben in potenzielle Herausforderungen der Personalentwicklung in einer Arbeitswelt 4.0. Ich will diese Themen vertiefen. Den Dialog mit Personalentwicklern führen.

Einen Weg, den ich dabei beschreite ist ein Online-Zertifikats-Lehrgang, der am 22.2.2018 erstmals startet. In dem Lehrgang lernen Führungskräfte, Personalmanager und Personalentwickler die Szenarien und Anforderungen in der Zukunft kennen, so dass sie in der Lage sind, Ihre Mitarbeiter auf die Bedingungen der neuen Arbeitswelt 4.0 entsprechend vorzubereiten.