Ich habe in meinem Blog-Beitrag „Eine Biographie der Liebe“ meine persönliche Entwicklung geschildert. Manche mögen dies als eine Entwicklung vom rational denkenden Analytiker zu einem Gefühlsmensch empfinden. In mir geht es immer noch ganz schön rational zu, aber eben weniger einfältig. Ich schätze heute die Kraft meiner Herzensintelligenz und meiner moralischen Intelligenz.
Als ich 2007 gesundheitliche Probleme hatte und in eine persönliche Energiekrise kam war ich bereit, mir ärztliche Hilfe zu holen.
Der einfache Weg, einfach zum Hausarzt zu gehen, war für mich als Analytiker nicht die erste Wahl. Zunächst machte ich eine Internetrecherche, um Wissen zu generieren – bin ja schließlich Wissensmanager. Was sind die Keywords, die man eingibt?
Ist doch logisch oder? Qualitätsmanagement, kybernetische Medizin, Dortmund
Ich hatte am Ende tatsächlich einen Dortmunder Internisten und Stressmediziner gefunden. Er hatte einen Masterstudiengang im Bereich Qualitätsmanagement in Kaiserslautern gemacht und ein Buch über Mentale Medizin geschrieben. Natürlich habe ich es erst lesen müssen, bevor ich einen Termin machte. Als der Arzt dann noch ein Mind-Map im ersten Gespräch über die Gesprächsinhalte erstellte war das Eis gebrochen.
Ganz schön schräg. Aber ich brauchte erst Wissen, um zu handeln.
Wisst ihr, wenn man Stress hat, dann sagt die Amygdala in unserem Gehirn zu unserem Körper: schalte Kurzatmung ein und spanne deine Muskeln!. Wenn aber die Amygdala die Rückmeldung von Flachatmung und Muskelspannung erhält, fühlt sie sich bestätigt und gibt weitere Stresssignale aus.
Der Kybernetiker nennt dies positive Rückkopplungsschleife. Ein Teufelskreis halt, in dem sich das Problem ständig verschlimmert. Also dem Gehirn ein Schnippchen schlagen! Bewusst anders Atmen, Muskelentspannung provozieren und schon hat man den Teufelskreis durchbrochen.
Das ist doch rational nachvollziehbar oder? Ich brauchte damals diese Rationalität und sicher heute auch noch, sonst würde ich nicht darüber schreiben oder Vorträge halten.
Das Problem damals war nur, mein Rationalitätsbedürfnis war viel zu dominant und hat viele andere Fähigkeiten in mir klein gehalten. Ressourcen, die längst da waren, aber eben nicht genutzt wurden.
Als ich dann bereit war Achtsamkeitsübungen, Yoga, Meditation, Atemtechniken und Muskelrelaxation zu praktizieren hat es 14 Tage gedauert, bis alle gesundheitlichen Beschwerden weg waren, ohne dass ich überhaupt eine Medizin nehmen musste.
Es gibt neben der Vernunft eben noch Elemente des menschlichen Seins, die weitere persönliche Ressourcen beherbergen. Seitdem habe ich eine etwas andere Sicht auf mich und andere Menschen und deutlich mehr Empathie. Vom Lernenden zum Lebenden?
Menschlichkeit in Organisationen ist für mich ein Herzensthema geworden. Menschlichkeit verlangt aber eben auch immer den Blick auf den ganzen Menschen mit Körper, Gefühl. Seele, Bewusstsein und Verstand.
Aber auch eine Organisation oder ein Unternehmen selbst kann als ein Lebendiger Organismus verstanden werden. In vielen Organisationen ist der organisationale Burn Out längst eingetreten. Dienst nach Vorschrift, Verlust von Innovationskraft und jeglicher Veränderungsbereitschaft. Dominant ist der scheinbare Verstand, der sich in den Handbüchern der Managementsysteme in Form von Anweisungen und Dokumentationen ergießt. In meiner beruflichen Praxis stand der Begriff der Lernenden Organisation im Mittelpunkt. Heute ist mein Anspruch gestiegen.
Von der Lernenden zur Lebendigen Organisation. Das bedarf einer entsprechenden Führungskultur. Diese setzt Ressourcen frei, die zu einer organisationalen Resilienz führt. Also eine Fähigkeit, auch in stürmischen Zeiten erfolgreich zu sein.
Ich bin dennoch froh über die Expertisen in den Bereichen IT, Prozessmanagement oder Controlling zu verfügen. Es hilft, sich durch das Spannungsfeld der Herausforderungen nachhaltigen Wirtschaftens zu navigieren und nicht zu polarisieren.
Was spürt ihr? Nimmt die Menschlichkeit in Eurem Unternehmen tendenziell zu oder eher ab?
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