Nicht so wie ihr denkt! Es geht nicht um Betrunkenheit sondern um Wertemuster. Aber was sind „blaue Werte“? Und was bedeutet dies für die Arbeitswelt?
Als ich das Management Institut Dortmund gegründet habe, habe ich einige Ratschläge bekommen. Den Begriff Management sollte ich nicht verwenden, da er so negativ belegt sei und nicht meiner Ethik gerecht würde. Das Logo ähnelte dem der Deutschen Bank, nun auch für mich eher ein Unternehmen, von dem ich mich distanzieren wollte.
Mir ging es aber darum, genau an diesen negativen Bildern zu arbeiten. Durch Haltung und durch Gestaltung von Lösungen. Management und Führung sollen ehrbare Aufgaben sein. Daran will ich arbeiten.
Das MID, das neue Bewusstsein.
Das war der Slogan, den ich mittlerweile geändert habe. Zu esoterisch, zu wenig greifbar, erklärungsbedürftig. Nun Letzteres will ich gerne nun tun. Denn Manager in den Unternehmen sind vorwiegend blau, wie ich es auch war und zum Teil noch bin.
Wir kennen den Begriff der Gene. Sie haben Einfluss darauf, wie Menschen sich entwickeln. Die Epigenetik und die Psychologie zeigen aber auf, wie sehr unsere Umwelt, das Umfeld in dem wir groß werden, unsere Entwicklung beeinflusst.
Neben dem Begriff der Gene gibt es den Begriff der Meme. Laut Wikipedia bezeichnet ein Mem nach der Memtheorie einen einzelnen Bewusstseinsinhalt. Bewusstseinsforscher haben nun versucht, Ebenen des Bewusstseins und die dahinter stehenden Werte und Bedürfnisse zu beschreiben. Das bekannteste Modell ist sicher das von Abraham Maslow, die Maslowsche Bedürfnispyramide. Ein weitere Ansatz sind die Ebenen von Clare W.Graves, die auch in dem Konzept Spiral Dynamics von Don Beck aufgenommen wurden.
Diese Ebenen werden mit Farben gekennzeichnet. Vier dieser Werte-Ebenen werde ich vorstellen. Sie beschreiben nach meiner Einschätzung den überwiegenden Teil der im Arbeitsleben stehenden Menschen in den Wohlstandsländern. Die erste Ebene hat die Farbe….. Natürlich blau.
Leider kommen mir ganz negative Bilder in den Kopf. Beiseite, ich fange in der Nachkriegszeit an.
Anpacken, Aufbauen und das Wirtschaftswunder gestalten. Made in Germany entwickelte sich zu einem Markenzeichen für Qualität, das war ursprünglich nicht der Zweck dieses Slogans. Planen, Organisieren und diszipliniert umsetzen. Was der Lehrer sagt ist richtig, was der Chef sagt wird gemacht. Die Macht der Wahrheit. Gib mir einen Glaubenssatz und ich marschiere.
Gestern auf der ersten FuckupNight im Ruhrgebiet bewertete ein Gründer die Erstellung eines Businessplans und die Teilnahme an einem Startup Wettbewerb als größten Fehler. Business-Pläne seien etwas für Gründer, die nicht innovativ seien. Die Juroren des Startup-Wettbewerbs hätten ihnen nur Zeit gestohlen und andere wären mit ihrer Idee schneller am Markt gewesen, und zwar durchaus erfolgreich.
Ich spürte, wie mein blaues Mem in mir mich abhielt, mich dem Applaus der anderen anzuschließen. Und trotzdem konnte ich mich seinen Worten durchaus anschließen.
Typische Glaubenssätze auf dieser Bewusstseinsebene sind: „Man kann nur verändern, was man misst!“, „Was man in die Planung investiert, zahlt sich bei der Umsetzung aus“ …… und natürlich „Wer gründet braucht einen Businessplan“
Manager orientieren sich heut noch viel zu sehr an Glaubenssätze, die zunehmend obsolet werden. Managementsysteme bürokratisieren die Unternehmen und durch Standardisierung werden Innovationskraft, Flexibilität und Freude aus der Arbeitswelt getrieben.
Genau das sind tatsächlich auch die Risiken des blauen Mems. Die absolutistische Regelgläubigkeit. Trotzdem, Organisationen brauchen „blaue“ Kompetenzen, davon bin ich überzeugt. Aber es Bedarf mehr, um zukünftig erfolgreich zu sein. Das sehen auch die, für die Erfolg über alles geht.
Ich bin überzeugt, Deutschland wäre nicht da, wo es heute ist, wenn nicht dieser Fleiß, die Disziplin und die daraus resultierende Organisationskraft gewesen wäre. Organisatoren, Planer, Qualitätsmanager, Controller konnten auf dem blauen Acker super gedeihen und in der Führung musste es nicht demokratisch zu gehen.
Erfolg um jeden Preis? Strive Drive (orange)
Jetzt aber mal halblang. Regeln und Standards können aber ganz schön hinderlich sein. Zum Teil kann ich sie aber auch nutzen.
Dann kommen eben die Amazon-Rechnungen aus Luxemburg und die von Google aus Irland. Selbst Unternehmen mit staatlicher Beteiligung umgehen, nein nutzen Regeln, wenn es Geld in die Tasche spült.
Umweltschutz, Tierschutz, Soziale Verantwortung, naja „kein vorauseilender Gehorsam“, „nicht päpstlicher sein als der Papst“ und „keine schlafenden Hunde wecken“ sind die Top-Sprüche, die mir bei meiner Beratungsarbeit immer wieder begegnen. Wachstum um jeden Preis, da kann man auch schon mal Gesetze übertreten, wenn es sich rechnet.
Der Erfolg wird zum alles dominierenden Wert. Die Globalisierung der Märkte schafft natürlich auch eine Wettbewerbssituation mit unterschiedlichen Werten der Anbieter und Kunden. Wenn es auffällt, dann stell ich noch einen Compliance Officer, einen blauen Soldaten, an die Seite. Auch wenn es oft nur der Exculpation dient. Ich würde mich nicht wundern, wenn Unternehmen die Hälfte ihrer Energie im Spannungsfeld blau/orange verpulvern.
Wäre Deutschland bezüglich ihres materiellen Wachstums da, wenn sie das orangene Klavier nicht bespielt hätten? Wahrscheinlich nicht. Unternehmen brauchen das orangene Mem für den richtigen Drive. Die Mehrzahl von Unternehmen bleiben dabei völlig sauber und rechtskonform und wollen das auch zukünftig tun. Vielleicht schicken sie ihre Lobbyisten mal in den Kampf für Deregulierung, aber das ist ok.
Meine beruflichen Tätigkeiten können doch nicht sinnlos gewesen sein. Controller, Prozessmanager, Risikomanager, Compliance Officer, Business Excellence Assessor. Auf den blau-orangenen Handlungsfeldern kenne ich mich aus. Sonst wäre ich auch wohl auch nie in die Geschäftsleitung berufen worden.
Truth Force und Strive Drive sind die Säulen unseres Wohlstands und des wirtschaftlichen Erfolges in Deutschland. Das verdient Wertschätzung und Respekt, oder? Es sind aber zwei Säulen, die alleine nicht belastbar genug sind, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Dazu haben wir auf unserem Erfolgsweg einen zu großen „Kollateralschaden“ hinterlassen.
Wollen wir, dass Erfolg auf dem Rücken der Schwächeren ausgetragen wird? Dass Gewinnstreben einen höheren Stellenwert als Moralisches Handeln bekommt? Oder ist das der unvermeidliche Preis für unseren Wohlstand?
Management und Führung wird sich mehr der Ambivalenz sozialer, ökologischer und ökonomischer Fragestellungen widmen müssen. Dafür stehe ich als Unternehmensberater und Sparringspartner zur Verfügung. Das MID deckt alle blauen und orangenen Kompetenzen ab. Das ist die Basiskompetenz einer Unternehmensberatung. Die Kür des Erfolges findet aber zukünftig auf anderen Feldern statt.
Mehr dazu im nächsten Blog-Beitrag „Willkommen im grünen Bereich“.