Kultur isst Strategie zum Frühstück

Kultur isst Strategie zum Frühstück

so äußerte sich einmal Peter F. Drucker (1909-2005), einer der einflussreichsten Pioniere der modernen Managementlehre, über die Bedeutung der Unternehmenskultur für den Unternehmenserfolg.

Ähnlich äußerte sich mal Prof. Hans Jörg Bullinger, ehemaliger Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, auf meine Frage zur Auswahl von Personal. Er würde eher ein Kompetenzdefizit akzeptieren als Personal einzustellen, das nicht in die Unternehmenskultur passe.

Aber auch Mitarbeiter nennen eine positive Unternehmenskultur als wesentliches Kriterium für die Entscheidung für einen Arbeitgeber, 95% bewerten sogar die Unternehmenskultur als wichtiger als das Gehalt. Und dies nicht nur aber zunehmend in den jüngeren Generationen.
Die St. Galler Managementschule beschreibt die drei Managementebenen normativ, strategisch und operativ. Auf der normativen Ebene geht es um Werte. Letztlich müssen die normativen Rahmenbedingungen von der Unternehmensleitung gemeinsam mit Führungskräften und soweit möglich unter Beteiligung von Mitarbeitern gestaltet werden. Damit können die Wertevorstellungen in die Formulierung der Unternehmensphilosophie und Leitbilder einbezogen werden.

 

die „richtige“ Unternehmenskultur

Aber was bestimmt eigentlich eine Unternehmenskultur und kann man wirklich sagen welche Kultur gut ist und welche nicht?

Das vorweg, dies kann man nicht. Man kann aber sagen, dass immer dann wenn die Werte und Erwartungen von Mitarbeiter sich nicht in diesen Rahmenbedingungen widerspiegeln, eine Organisation in „Unordnung“ gerät.

Richard Barrett (Barett Values Centre) hat ein Modell entwickelt (abgeleitet aus der Bedürfnispyramide von Maslow), das 7 Bewusstseinsebenen von Unternehmen beschreibt. Folgendes Bild zeigt eine Zuordnung der Beratungsleistungen des MID, Management Institut Dortmund, zugeordnet diesen sieben Stufen. Je höher die Stufe desto mehr werden sich Organisationen auch Gemeinwohlthemen widmen.

Kultur isst Strategie zum Frühstück
Man kann sagen, dass die Tendenz der Erwartungen in eine Richtung geht, dass von den Unternehmen eine gewisse Gemeinwohlorientierung verlangt wird und eine Abkehr vom reinen Gewinnstreben.

Barrett ermittelt mit seinen Tools eine Entropie-Quote. Entropie steht hier für eine Art von Unordnung und ein Auseinanderdriften von Werten der Mitarbeiter und denen die tatsächlich im Unternehmen gelebt werden.

Also zunächst einmal, was bestimmt die Kultur einer Organisation?

Unternehmenskultur und Engagement

Unternehmenskultur wird im wesentlich durch folgende Faktoren geprägt

• Wie verhalten sich Menschen in der Organisation
• Welche Werte bestimmen das Verhalten
• Wie formen Führungskräfte diese Werte
• Symbole und Rituale
• Arbeitsbedingungen
• Überzeugungen
• Stimmung und Betriebsklima

Will man sich der Unternehmenskultur widmen stellt sich die Frage: Welche Werte treiben unser Kerngeschäft an?

Letzte Woche fragte mich ein Teilnehmer eines Seminars zu seinem ehemaligen Arbeitgeber, der Deutsche Bank, und zu deren Wertefokus.
Ziemlich intuitiv antworte ich und nannte die drei wichtigsten Werte: 1. Geld, 2. Geld und drittens Geld und äußerte meine Zweifel daran, dass sich die Kultur dieses Unternehmen ändern könnte. Platz für andere Werte gäbe es da kaum, so meine Vermutung. Allerdings berichtete ich auch von meinen Erfahrungen mit anderen Banken (Umweltbank, Triodos, oder GLS-Bank), die sich auch gerne mal „Ethikbanken“ nennen. Banken haben also sehr wohl alternative Ansatzmöglichkeiten.

In Stakeholder getriebenen Unternehmen sieht das schon anders aus. Stakeholder sind Interessensgruppen, deren Erwartungen in einer zukunftsfähigen Unternehmensstrategie berücksichtigt werden. Damit ist ja auch eine Tendenz zur Berücksichtigung von Gemeinwohlinteressen vorgegeben. Die, die dies nicht tun, bezeichnet man als Shareholder orientiert oder gewinngetrieben.

Die Umfragen zeigen, dass die Mehrheit der Bewerber heute nicht in Unternehmen arbeiten möchten, die rein Shareholder getrieben sind und ich persönlich würde das auch nicht tun.

Digitaler und demografischer Wandel

Tatsächlich haben der demografische und digitale Wandel großen Einfluss auf die Herausforderungen der Kulturentwicklung.

Einer schrumpfenden Gesellschaft, die immer älter wird, muss potentialfördernd und nicht selektiv begegnet werden. Mehr Wertschätzung, mehr Möglichkeitsräume, Flexibilisierung sowie Chancengleichheit und Diversity sind hier gefragt.

In einer Wissensgesellschaft bedarf es einem verstärkten Fokus auf Kompetenz- und Wissensentwicklung.

Wir benötigen im digitalen Wandel eine synchrone Entwicklung von technischen und sozialen Innovationen. Virtuelle Kollaborationsplattformen machen zunehmend unabhängig von Zeit und Raum und ermöglichen neue Arbeitsformen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Arbeiten 4.0 ist hier das Stichwort.

Das INQA Audit Zukunftsfähige Unternehmenskultur

Und eines ist klar. Es liegt in der Verantwortung der Unternehmensleitung. Es bedarf einer Entwicklung im Bereich der Personalführung, wenn wir die Herausforderung meistern wollen, die uns der demografische und digitale Wandel bescheren.

Die Herausforderungen erkennt auch die Bundesregierung. Nach einem Pilotprojekt geht nun das INQA-Audit zukunftsfähige Unternehmenskultur in den „Echtbetrieb“.

Natürlich ist das genau mein Thema, da ich kleine und mittelständische Unternehmen hier in ihrer Entwicklung aktiv begleite. Als autorisierter Prozessbegleiter unterstütze ich den Prozess zur Auditierung und auf Wunsch auch als Prozessberater für Organisationsentwicklung.

Mehr dazu im Blogartikel zum INQA Audit Zukunftsfähige Unternehmenskultur

 

Kultur isst Strategie zum Frühstück. Das Richtige tun ist wichtiger als das, was man tut, richtig zu tun. Auch dieser Satz stammt von Peter Drucker.

Neunmal kluge Manager verstecken sich hinter  ihrer Strategiekompetenz und glauben Wertemuster ignorieren zu können. Nachhaltig ist dies meistens nicht, wenn die Strategien nicht von einer entsprechenden Unternehmenskultur getragen sind. Wir brauchen Manager mit zukunftsfähigen Wertemustern, sonst gehen unsere Zukunftspotentiale verloren.

 

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