Organisationale Resilienz

Organisationale Resilienz versus Dienst nach Vorschrift

Was ist Organisationale Resilienz?

Organisatorische Resilienz bezeichnet die Fähigkeit eines Unternehmens, auch in einem komplexen und dynamischen Umfeld den Wandel vorauszusehen, zu überleben und zu wachsen. Es ist eine Kernkompetenz agiler Unternehmen und wertet kulturelle Elemente gegenüber strukturellen Elementen auf.

Für mich klingt es fast zynisch, dass es auch dazu einen Standard gibt. Der Standard BS65000(2014) der British Standards Institution (BSI) dient Unternehmen als Leitfaden zu Generierung von Maßnahmen zur Widerstandsfähigkeit und definiert die Bedeutung der Resilienz. Irgendwie hat die Managementpraxis (auch meine) in den letzten Jahrzehnten versucht alle Abläufe in standardisierte Strukturen zu gießen. Wir merken heute, dass wir uns selbst in eine Sackgasse geführt haben. Immer mehr wird der Bedarf nach einer agilen, nach einer lebenden Organisation deutlich. Übertriebene Prozessverliebtheit und die Konzentration auf Strukturen haben uns Organisationen beschert, die ihre Kreativität, Innovationskraft sowie die Motivation und teilweise die Gesundheit der Beschäftigten verloren haben. Manchmal spreche ich fälschlicherweise von depressiven oder toten Organisationen, weil ich es so spüre.

Wie immer hat auch dieser Blogartikel einen Grund und einen Anlass. Der Grund ist, dass ich als Prozessgleiter des INQA-Audits Zukunftsfähige Unternehmenskultur und als Organisationsberater mittelständischen Unternehmen helfe, Organisationale Resilienz zu entwickeln.

Dienst nach Vorschrift

Der Anlass ist, dass ich in der letzten Woche wieder mal persönlich erlebt habe, welche Wirkung Dienst nach Vorschrift haben kann. Bei einem Bildungsträger wird eine Dozentenrechnung verschlammt. Der Fehler fällt bei der Mahnung erst auf, was nun? Jetzt fällt mir ein Spruch des Fußballtrainers Jürgen Klopp ein, der sagte Sinn gemäß – einen Ball könne jeder Spieler mal verlieren, aber jeder im Team, der die Möglichkeit hat, müsse versuchen den Fehler im Sinne der Mannschaft zu korrigieren.

Genau das geschah bei diesem Bildungsträger nicht. Verweise auf Zuständigkeiten, Regeln und Prozesse, keine Lösung des Problems. Der Vorteil: die Situation wir mit einfachen Regeln ignoriert und die Wertigkeit von Vorschriften werden vorgelebt. Auch die Ansprüche an Kompetenzen sinken natürlich, da man weniger mitdenken muss. Aber was ist mit anderen Werten wie Teamgeist, Gerechtigkeit, Kollegialität und Hilfsbereitschaft. Oder ist die Organisation gar nicht die Mannschaft? Sind es einzelne Abteilungen und Bereiche, die als eigene Teams sogar im Wettbewerb stehen?

Organisationale Resilienz

Überregulierung verhindert Organisationale Resilienz

Führung über Vorschriften kann funktionieren. Aber, wer Vorschriften sät wir eben auch Dienst nach Vorschrift ernten. Dies ist kein Nährboden für eine agile Organisation, keiner für organisationale Resilienz. Es ist eher ein Nährboden für eine Exculpations- und Anklagekultur, in der Menschlichkeit verliert.

In Anlehnung an Peter Drucker („Kultur isst Strategie zum Frühstück“) hat mich dieser Vorfall angeregt einen weiteren Blog-Artikel zu schreiben mit dem Titel „Kultur schlägt Struktur“, gewidmet für alle Prozess- und Regelverliebten.

Die große Herausforderung ist die Balance zwischen Struktur und Kultur

 

Weitere Blogartikel:
Unternehmenskultur und -struktur
Kultur isst Strategie zum Frühstück
Von der lernenden zur lebendigen Organisation